Financial Times Germany, January 4, 2008-01-16
„Airlines ächzen unter Kostenblock“
von Christiane Ronke (Hamburg)
Nach einem herausragenden Jahr für die Airline-Branche rechnen Fachleute damit, dass die Zeiten für Fluggesellschaften schwieriger werden. „Es ziehen ein paar graue Wolken auf“, sagte Harry Hohmeister, Vertriebsvorstand bei Swiss.
Sorgen machen den Airlines vor allem die steigenden Kosten durch weiter anziehende Treibstoffpreise und Belastungen durch Umweltabgaben bei gleichzeitig verschlechterten Konjunkturaussichten. Im Dezember hatte der internationale Flugverband IATA seine Gewinnprognose für 2008 drastisch reduziert. Die IATA repräsentiert rund 240 Fluglinien und damit 94 Prozent des weltweiten Flugverkehrs. Infolge der internationalen Kreditkrise werde sich das Wachstum von Umsatz und Passagieren abschwächen, so der Verband. Gleichzeitig würden die Fluglinien ihre Kapazitäten weiter kräftig ausbauen.

2007 konnten die hohen Treibstoffkosten durch eine starke Nachfrage und ein kräftiges Umsatzwachstum überkompensiert werden, sodass das Jahr für viele Unternehmen eines der besten seit Langem war. Einige Airlines wie zum Beispiel Lufthansa werden Rekordergebnisse vorlegen. „Für die Airline-Branche war 2007 das erfolgreichste Jahr in diesem Jahrzehnt, und das, obwohl die Rahmenbedingungen nicht ideal waren“, sagte Gerd Pontius, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Prologis. Die Branche verbuchte 2007 nach den Angaben der IATA erstmals seit dem Jahr 2000 wieder einen Gewinn. Dabei habe sich auch ausgezahlt, dass viele Fluggesellschaften sehr viel effizienter geworden seien. „Vielen Airlines geht es im Moment so gut, dass Probleme verdeckt werden. Doch der Kostendruck steigt“, sagte Henry Hasselbarth, Europachef der arabischen Fluggesellschaft Emirates. Damit wachse auch der Druck auf die Branche zu konsolidieren.

Eine Konsolidierung der Airline-Branche in Europa wird schon lange erwartet, ist aber bislang im großen Stil ausgeblieben. „Ich hätte schon den ein oder anderen Deal erwartet“, sagte Swiss-Manager Hohmeister bei einem Expertengespräch in Hamburg. „Aber wenn die Rahmenbedingungen schwieriger werden sollten, dann wird sich die Konsolidierung wohl noch beschleunigen.“ Wer 2007 kein gutes Geld verdient hat, ist dieses Jahr ein Gejagter.“ In den nächsten Monaten werde noch nicht so viel passieren, aber danach, „falls die Konjunktur schwächeln sollte“, so Hohmeister. „In den nächsten 12 bis 18 Monaten wird sich der Markt aufteilen“, sagte John Kohlsaat, Geschäftsführer des Billigfliegers Easyjet in Deutschland. „2008 werden ganz klar die Weichen gestellt.“

Zwar gab es gerade im deutschen Markt 2007 viel Bewegung: „Das vergangene Jahr war durch die Zukäufe von Air Berlin geprägt“, so Kohlsaat. Doch sei das keine Konsolidierung gewesen, sondern ein Zusammenkaufen von Fluglinien. Air Berlin müsse erst einmal beweisen, dass das Unternehmen Geld verdienen kann. Für Unruhe sorgte am Donnerstag die Fondsgesellschaft Vatas, die sich mit 15,4 Prozent an der Airline beteiligt hat.

Der Easyjet-Geschäftsführer rechnet damit, dass die Fluglinien verstärkt Allianzen bilden werden. Sein Unternehmen werde allerdings an der Strategie festhalten, weitgehend aus eigener Kraft zu wachsen. Emirates-Manager Hasselbarth schließt Übernahmen und Allianzen für seine Fluglinie völlig aus. „Wir werden keiner Allianz beitreten und keine Zukäufe tätigen“, sagte er. Denn dadurch würde die noch relativ junge Marke Emirates verwässert werden. Die Experten rechnen damit, dass am ehesten bei Lufthansa oder Air France-KLM etwas passieren könnte. Air-Franche-KLM würde gerne bei der angeschlagenen Alitalia einsteigen. Lufthansa interessiert sich für die spanische Iberia, hält die Airline aber momentan für zu teuer.

Es ist davon auszugehen, dass sich die Wettbewerbssituation in Europa etwa wegen der Expansion der Billigflieger und der aufstrebenden Fluglinien aus Ländern wie Dubai oder Katar verschärfen wird. „Der Druck aus dem Mittleren Osten wird wachsen“, sagte Pontius. Mit hohem Tempo bauen Airlines wie Emirates oder Qatar Airways ihr Streckennetz aus. In Deutschland würde Emirates gerne mehr Flughäfen anfliegen, bekommt aber keine Verkehrsrechte. Hasselbarth plädierte daher für eine Liberalisierung des Luftverkehrs, gegen die sich Fluglinien wie Lufthansa stemmen würden. „Lufthansa muss keine Angst haben“, so der Manager. „Erst recht nicht vor Emirates.“

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